Harald Kirschner ©

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  1. Leipzig-Grünau 1981 – 1991

    Das umfangreiche Projekt Leipzig-Grünau von ca. 200 Fotografien ist eine städtebauliche und soziale Langzeitstudie über ein sich entwickelndes Neubaugebiet mit fast 100 000 Einwohnern zu DDR-Zeiten.

    Diese auf dem Reissbrett entstandene Trabantenstadt im Südwesten von Leipzig ist eine überdimensionale Betonarchitektur aus Platten-Fertigteilen, wie sie häufig in ganz Europa vorkommt. Das Wohnungsproblem, der grosse Wohnraummangel durch die nicht bewältigte Sanierung der Altstadt und der Bevölkerungszuwachs sollte mit diesen Bauprogramm in Leipzig gelöst werden.

    Die Wohngegend Grünau war zu DDR-Zeiten aus ökonomischen Gründen über mehrere Jahre auch gleichzeitig immer eine Baustelle. Bauen und Wohnen fanden parallel statt. Aber nicht alles konnte verwirklicht werden. Es wurde vereinfacht und eingespart, wichtige Planungen im Bereich Kultur, Sport und Handel gestrichen, die Entwicklung der Infrastruktur konnte aus finanziellen Gründen nicht schritthalten.

    Für die Grünauer war dies mit Unannehmlichkeiten und Problemen verbunden. Grünau wurde "Schlammhausen" genannt. Mit meiner Familie seit 1981 in Grünau wohnend war ich Betroffener und spürte als Beteiligter selbst die positiven wie negativen Zustände. Die Fotografien sind für mich Resultat des persönlichen Erlebens und des Umgangs mit den Gegensätzen in diesem Umfeld:

    Wie wurden die Menschen mit den Schwierigkeiten fertig? Wie verhielten sie sich untereinander? Wie entstanden soziale und kommunikative Bezüge - sei es auf der Strasse, im Haus oder in den beiden kirchlichen Gemeinden? Wie entwickelt sich in diesen Anfangsjahren ein neues Gemeinwesen?

    Mein besonderes Interesse galt den Kindern und Jugendlichen, die mit Phantasie, Individualität und unvoreingenommener Frische ihren neuen Lebensraum in Besitz nahmen. Grünau war für sie ein grosser Abenteuerspielplatz.